Was ist Personzentrierte Psychotherapie?


Das psychische Symptom

Die seelische Verletzung wird entweder als Folge eines überwältigenden oder andauernden Ereignisses bzw. einer körperlichen Verfassung gesehen oder als Folge einer verletzenden Beziehungserfahrung.

Im Lauf der Zeit, in der wir lernen, einen Umgang mit dieser Verletzung zu finden, entwickeln wir Schutzmechanismen, die unsere Seele vor diesen wiederholten Verletzungen schützen. Ist die verletzende Ausgangssituation vorbei - etwa durch Beendigung destruktiver Beziehungen, heißt das für unsere Psyche nicht unbedingt, dass sie sich darauf einstellen kann, dass die Bedrohung vorbei ist.

Die Personzentrierte Psychotherapie sieht an dieser Stelle die Aufgabe, durch korrigierende Beziehungserfahrungen mit dem Psychotherapeuten bzw. der Psychotherapeutin gut geschützte und versperrte Anteile zugänglich zu machen und somit Veränderung zu ermöglichen.

Die Behandlung basiert auf der Annahme, dass psychische Störungen als Folgen von Beziehungserfahrungen zu verstehen sind. Psychische Symptome können als Reaktionen auf schwierige Umgebungsbedingungen betrachtet werden. Die psychotherapeutische Beziehung setzt hier an und kann neue Beziehungs- und Selbsterfahrungen ermöglichen. Automatische, unbewusste Abläufe können dadurch in Frage gestellt werden und das Erleben kann aus einem anderen Blick betrachtet werden. Lassen sich automatische Erlebens- und Verhaltensprozesse ins Bewusstsein führen, wirkt sich dies auf die innerpsychische Dynamik und schließlich auf das ganze Beziehungssystem (Famile, Arbeit) aus.

Personzentrierte Psychotherapie

Die Personzentrierte Psychotherapie formuliert allgemeingültige Behandlungsprinzipien, deren Umsetzung heilende Wirkung hat. Das zentrale Element der Personzentrierten Psychotherapie zur Ermöglichung konstruktiver Persönlichkeitsveränderung liegt darin, dass zwischen Klient bzw. Klientin und Psychotherapeut bzw. Psychotherapeutin eine Beziehung entsteht, die gewissen Kriterien entspricht.
In der Personzentrierten Psychotherapietheorie wurden folgende Voraussetzungen bestimmt:

  1. Zwei Personen befinden sich in Kontakt.
  2. Die erste Person, die wir Klient nennen, befindet sich in einem Zustand der Inkongruenz; sie ist verletztlich oder voller Angst.
  3. Die zweite Person, die wir den Therapeuten nennen, ist kongruent in der Beziehung.
  4. Der Therapeut empfindet bedingungslose Wertschätzung gegenüber dem Klienten.
  5. Der Therapeut erfährt empathisch den inneren Bezugsrahmen des Klienten.
  6. Der Klient nimmt zumindest in geringem Ausmaße die Bedingungen 4 und 5 wahr, nämlich die bedingungslose Wertschätzung des Therapeuten ihm gegenüber und das empathische Verstehen des Therapeuten.   Rogers (1959/2009, S. 47f)


Literatur

Rogers, C. R. (2009). Eine Theorie der Psychotherapie. München: Reinhardt. (Orig. erschienen 1959: A theory of therapy, personality and interpersonal relationships as developed in the client - centered framework. In Koch S. (Ed.), Psychology: A study of a science. 3 Formulations of the person and the social context (184 - 256). New York: Mc Graw Hill).